Gründung Förderverein Tafelkirche

Tafelkirche

Eine Perspektive für die „Tafelkirche“ Heilige Familie
Am 15. Februar wird der Förderverein gegründet, der helfen soll, die Kirche als wichtiges Baudenkmal der Nachkriegszeit und zentrale Lebensmittel-Ausgabestelle für die Oberhausener Tafel zu erhalten.

Noch ist nicht alles unter Dach und Fach, aber aus Sicht von Thomas Eisenmenger, Pfarrer der Oberhausener Pfarrei St. Marien, standen die Zeichen für eine Absicherung der „Tafelkirche“ Heilige Familie selten besser als jetzt. Am 15. Februar 2022 kann der Förderverein gegründet werden, der in Zukunft die Kosten für die Instandhaltung des denkmalgeschützten Gotteshauses an der Gustav- Ecke Buschhausener Straße aufbringen soll. Das haben die Gründungsmitglieder in dieser Woche vereinbart. Hat der Verein Erfolg, kann das architektonisch hochwertige Gebäude erhalten und weiter als zentrale Lebensmittelausgabe der Oberhausener Tafel genutzt werden. Zudem möchte der Förderverein künftig auch kulturelle Angebote in die Kirche holen und sie so noch stärker in den Blick der Öffentlichkeit rücken.

Die Kirche Heilige Familie wurde in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre von den Architekten Rudolf Schwarz und Josef Bernard als eine der ersten Nachkriegskirchen in Oberhausen gebaut. Wie ein Baldachin spannt sich die Betonrippendecke über einen quadratischen Innenraum, in dessen Mitte der Altar steht. Nicht nur als bedeutendes Beispiel für die Kirchenbaukunst der 1950er Jahre, sondern auch als einziger erhaltener Zentralbau aus dem Werk von Schwarz besuchen regelmäßig Architekturfachleute aus ganz Europa die „Tafelkirche“.

Seit 2007 nutzt das ehrenamtliche Team der Oberhausener Tafel das Gebäude für die Ausgabe gespendeter Lebensmittel. Die Pfarrei St. Marien hatte die Kirche damals als Gotteshaus außer Dienst gestellt, weil es für die Gemeindearbeit nicht mehr benötigt wurde und sie den Unterhalt nicht mehr finanzieren konnten. So überließ die Pfarrei der Tafel die Kirche. „Die Nutzung durch die Oberhausener Tafel war und ist eine Win-Win-Situation: für die Tafel, für uns, aber auch für die Stadtgesellschaft“, sagt Pfarrer Eisenmenger. Schließlich habe sich der zentrale und gut erreichbare Standort als Ausgabestelle für die Lebensmittel schnell etabliert. Zudem passe die Versorgung Bedürftiger und der Umgang mit Lebensmitteln in der Kirche geradezu optimal zur inhaltlichen Aussage des Gebäudes, in dem sich die Gemeinde ja stets um den Altar als „Tisch des Brotes“ versammelt habe.

Doch dieses optimale inhaltliche Zusammenspiel drohte in den vergangenen Jahren immer wieder an fehlendem Geld zu scheitern: Weil weder die Tafel noch die Pfarrei die Kirche erhalten können, wurde die nun geplante Lösung mit dem Förderverein entwickelt. „Unsere Pfarrei hat in den vergangenen Monaten bereits einige Notfall-Reparaturen übernommen, damit die Kirche überhaupt weiter genutzt werden kann“, berichtet Eisenmenger. Spätestens ab 2024 stehe hierfür kein Geld mehr im Haushalt zur Verfügung, der ja auch alle anderen Angebote der Pfarrei St. Marien finanzieren müsse. Im Rahmen des bistumsweiten Pfarreientwicklungsprozesses bereite die Pfarrei in mehreren Umnutzungsprojekten den Verkauf von (Kirchen-)Immobilien an Investoren vor. Nur mit den Erlösen aus diesen Projekten sei der Erhalt der weiterhin benötigten Kirchen und Gemeindeheime finanzierbar.

Der Förderverein, so die Hoffnung der Gründer, könne auch für spendenwillige Menschen offen stehen, die keinen Bezug zur Kirche haben, und doch den Erhalt der „Tafelkirche“ unterstützen möchten – ob aus kulturellen Gründen angesichts der architektonischen Bedeutung oder mit Blick auf die soziale Funktion für die Tafel. Bei verschiedenen Runden Tischen und anderen Treffen war die Idee eines neutralen Fördervereins von zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern verschiedenster Gruppen der Stadtgesellschaft stets als die aussichtsreichste diskutiert worden.

Nun hoffen die Fördervereins-Engagierten auf viel Unterstützung, sowohl finanzieller wie personeller Art. Pfarrer Eisenmenger wird sich in dem Verein ebenso engagieren wie die Tafel-Vorsitzende Petra Schiffmann. Auch Mitglieder der Pfarrei St. Marien möchten im Verein mitarbeiten, „aber da können wir auf jeden Fall noch viele helfende Hände gebrauchen“. Gemeinsam will man dann die Spenden einwerben, die nötig sind, um den jahrelangen Investitionsstau in dem Gebäude zu beheben. Der Antrag auf großzügige Landes- und Bundesförderung für den Denkmalschutz ist schon gestellt – und dennoch wird der Verein allein in den kommenden drei Jahren jährlich mehrere zehntausend Euro an Eigenmitteln aufbringen müssen, um die Arbeiten zu finanzieren.

Der Pfarrer ist zuversichtlich: „Der Förderverein ist der einzige Weg, wie wir die Tafelkirche auf Dauer erhalten können.“ Aber er ist auch realistisch: „Wenn dies nicht gelingt, steht das Risiko im Raum, dass wir die Kirche verkaufen und gemeinsam als Stadtgesellschaft einen anderen Standort für die Tafel suchen müssen.“ Dies sei jedoch keinesfalls der Wunsch der Pfarrei, betont Eisenmenger. Viel lieber sei es ihm und wohl allen Beteiligten, dass der Förderverein ein Erfolg werde und die Tafel in einem sanierten Gebäude arbeiten kann, das der Verein künftig zudem mit kulturellen Akzenten bereichert. „Gerade jetzt vor Weihnachten ist das für eine Kirche, die der Heiligen Familie geweiht sei, doch eine sehr schöne Perspektive“, so Eisenmenger. (tr)

Kontakt zum Verein in Gründung zur Förderung der ‚Tafelkirche‘ Heilige Familie,
E-Mail: info@foerderverein-tafelkirche.de


Flyer Förderverein